Verabschieden & begrüßen
Der Jahreswechsel
Die Rauhnächte waren schon seit jeher eine besondere Zeit – eine Zwischenzeit. Je nach Tradition liegen sie zwischen dem 21. Dezember und 6. Jänner. Das Christentum hat diesen Brauch „übernommen“ und die Weihnacht und andere Heiligentage in diese Zeit gelegt.
Wie auch immer wir dazu stehen, wohl jede/r lebt Traditionen und feiert Rituale rund um den Jahreswechsel. In diesen Tagen verabschieden wir uns vom alten Jahr, lassen gewisse Erinnerungen oder auch Gewohnheiten hinter uns, um uns für das neue Jahr vorzubereiten.
Im Alltag
Jeden Morgen begrüßen wir die Sonne und somit den Tag und verabschieden sie am Abend. Pflegst Du zu dieser Tageszeit ein Ritual?
Wir begegnen einem Menschen und begrüßen und verabschieden uns – mit einem Handschlag oder einer Umarmung. Nach der Pandemie mussten wir uns daran erst wieder gewöhnen. Kinder, die in dieser Zeit heranwuchsen, wussten gar nicht, was ein Handschlag ist. Diese Gesten sind mir nach wie vor sehr wichtig und fördern unser Miteinander. Wie geht es Dir damit?
In bestimmten Lebensphasen
Könntest Du Dir vorstellen, eine Krankheit zu begrüßen? Vielleicht bringt sie Dir etwas Gutes, zum Beispiel eine erzwungene Langsamkeit, die schon überfällig war, oder eine Zeit der Ruhe und Raum zum Nachdenken?
Bei der Geburt ist der erste Schrei des Babys wie eine Begrüßung – Hallo, ich bin jetzt da! Und das Sterben selbst ist dann die Verabschiedung von diesem Leben – das letzte Ausatmen. Sind wir darauf vorbereitet? Bis zur Geburt können wir uns 9 Monate auf das Begrüßen des neuen Menschen einstellen. Der Tod überrumpelt uns oft. Doch könnten wir uns manchmal bewusst machen, dass jede Verabschiedung auch die letzte sein könnte.
Im Yoga
Veränderungen können wir begrüßen und verabschieden. Auch hier helfen Rituale. Das Verbrennen eines Textes, ein Gebet, das Anzünden oder Ausblasen einer Kerze, mit einem Glas anstoßen, ein Fest feiern.
In unserem aktuellen Yogakurs versuchen wir zu lernen, mit Veränderungen gelassen umzugehen. Das Ziel ist Zufriedenheit – egal, was uns das Leben gerade bietet. Die Yogaphilosophie hat einen Begriff dafür: Santosa. Erreicht wird das durch Vairagya – das Loslassen oder Gehenlassen, indem man sich von etwas in Frieden und in Dankbarkeit verabschiedet.
Wenn wir Asanas praktizieren, begrüßen und beenden wir eine Position (zum Beispiel mit den Händen vor dem Herzen oder mit einem bewussten Ein- und Ausatmen).
Reflexionsübung
Überlege, was im letzten Jahr passiert ist, und dann frage Dich:
Was möchte ich zurücklassen?
Was möchte ich mitnehmen?
Was wünsche ich mir für das neue Jahr?
Du kannst die Antworten aufschreiben, zeichnen, mit jemanden ins Gespräch gehen oder darüber meditieren. An unseren Yogatagen in Mönichwald Ende Jänner widmen wir uns diesen Themen.
Ich wünsche Dir ein gutes Hinübergleiten vom Alten ins Neue.
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