Herbstzeit = Erntezeit
Frische, regionale und saisonale Ernte
Unsere Gemüse- und Obstfrau im 14. Wiener Bezirk versorgt uns regelmäßig mit frischen Produkten entsprechend der Jahreszeit. Jetzt sind es gerade Kürbis, Lauch, Kartoffeln, Äpfel, Weintrauben, Rotkraut. Sie tragen den vollen Geschmack in sich und nähren uns durch ihre Energie, auf yogisch ausgedrückt: durch ihr Prana.
Nahrungsmittel werden zu Lebensmitteln
Daniela, die Ayurveda-Expertin bei meinem letzten Yoga-Retreat, legt Wert darauf, dass in der Nahrung möglichst viel Prana erhalten bleibt. Dieses Prana versuchen wir bei der Weiterverarbeitung der Produkte zu erhalten: wir kochen mit geringer Temperatur und nur so lange wie nötig, würzen mit frischen Kräutern. Die Portionen sind so dimensioniert, dass sie für 1 bis max. 2 Mahlzeiten reichen. Die Produkte sind unverarbeitet oder minimal verarbeitet. Dadurch wird das Nahrungsmittel zum energiereichen und gesunden Lebensmittel.
Bei jedem Verarbeitungsprozess verliert nämlich das Essen Nährwert, Vitamine und Mineralstoffe, sagt Daniela. Industriell verarbeitete Nahrungsmittel, Tiefkühlkost oder aufgewärmte Speisen haben keinen Nährwert mehr.
Bio oder regional?
Obst und Gemüse aus fernen Ländern, die roh geerntet werden und mittels Chemie am Transportweg reifen, gehören ebensowenig – abgesehen von ihrer negativen Ökobilanz – nicht in die gesunde Küche.
Im Einkaufsführer für Pestizidbelastung 2024 werden die „schmutzigen 12“ und die „saubern 15“ Obst- und Gemüsesorten gelistet: Dirty Dozen und Clean Fifteen-Pestizidbelastung 2024 Hier erfährt man, welche Früchte tendenziell weniger Pestizide enthalten und somit auch konventionell angebaut sicherer und günstiger konsumiert werden könnten (zum Beispiel weil sie eine besondere natürliche Widerstandsfähigkeit gegen Schädling oder eine dicke Schale haben).
4 Lebensphasen
Im Luna-Yoga wird der Tag, das Monat, das Jahr, das Leben als Kreislauf analog zu den 4 Jahreszeiten erklärt – Wachstum, Reife, Ernte und Rückzug folgen aufeinander. Entsprechende Yoga-Übungen berücksichtigen diesen Zyklus.
Neben den 4 männlichen Archetypen spricht C. G. Jung von 4 weiblichen Archetypen und ordnet sie 4 Lebensphasen zu: Jungfrau – Mutter – Magierin – alte Weise
Auch Yoga kennt 4 Lebensabschnitte, die Ashramas: die Lernperiode (Brahmacharya), die Berufs- und Familienphase (Grihastya), den Ruhestand (Vanaprastha) und den Rückzug bis zum Verlassen des Körpers (Sannyasa).
Der Herbst im Lebenszyklus
Meine Großmutter wurde 96 Jahre alt. Wenn ich also das Leben grob in 4 Phasen einteile, befinde ich mich gerade am Anfang meines Herbstes, wo ich ernte oder ich mein erworbenes Wissen und Lebenserfahrungen weitergebe. Manche startet sogar ihre 2. Karriere, indem sie ihren Talenten folgt und einen neuen Beruf ergreift. Vielleicht wagt er jetzt – mit einer gewissen finanziellen Basis – auch den Sprung in die Selbständigkeit oder geht einer weniger gut dotierten, aber stimmigen Herzenstätigkeit nach.
Wie erlebst du deinen Herbst?
Ist der Herbst für dich eine Übergangszeit oder eine für sich eigene Zeit? Ist es eine Vorbereitung auf den Winter? Wir werden langsamer, ruhiger und Veränderung ist erkennbar.
Ob wir diese Zeit als Erntezeit oder Beginn einer Verfallszeit betrachten, bleibt jedem selbst überlassen. Wir können die verlorene Jugend beklagen und uns wegen bevorstehender Schwächen sorgen. Aber schon der Volksmund sagt „nicht nach-jammern und vüre-fürchten!“.
Schulung der Wahrnehmung
Auch wenn das Ziel vorgegeben ist, können wir bestimmen, auf welche Art und Weise wir dorthin gelangen: direkt oder auf Umwegen, mit Freude oder Frust, allein oder in Gesellschaft, langsam oder schnell, achtsam oder chaotisch.
Der Lebensrealitäten gibt es viele, wie uns die Tantrische Philosophie anhand der 36 Tattvas bewusst machen möchte (siehe meine 2 vorigen Inspirationsletter). In welcher Lebenssituation befinde ich mich gerade? Welche Eigenschaft herrscht in mir vor? Ist eine Korrektur oder Verfeinerung nötig?
Nachdem wir in unseren aktuellen Yogaeinheiten die Qualitäten der untersten 10 Tattvas, die groben (Erde, Wasser, Feuer, Wind, Raum) und subtilen Elemente (Geruch, Geschmack, Erscheinungsform, Berührung, Klang) thematisiert haben, folgen in dem nächsten 10-Wochenkurs die 5 Handlungs- und 5 Sinnesorgane. Es sind die Instrumente unseres Körpers, mit deren Hilfe wir die physische Welt wahrnehmen und Sinneseindrücke verarbeiten. Weiterführende Fragen je Tattva könnten sein:
- Gedärme: Was liegt mir im Magen?
- Genitalien: Wie reproduziere ich meine Eindrücke?
- Füße: Wohin führt mich meine Intuition?
- Hände: Zu welchen Hilfsmitteln greife ich in einer Krise?
- Mund: Wie äußere ich meine Bedürfnisse?
- Nase: Wen kann ich riechen und warum?
- Zunge: Was schmeckt/gefällt mir?
- Augen: Wer ist mir ein Vorbild hinsichtlich Altersweisheit?
- Haut: Was berührt mich, wenn ich ans Altern denke?
- Ohren: Was überhöre ich gerne?
Bei Retreats oder Yogaferien kann ich meine Wahrnehmung schärfen, weil ich auf mich zurückgeworfen bin und Impulse zum Reflektieren erhalte. Das hilft mir, positive Gefühle zu entwickeln, stärkt mich für Zeiten der Veränderung und lässt mich zuversichtlich auf meinem Lebensweg voranschreiten, in welcher Jahreszeit auch immer ich gerade lebe.
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