Die Yogische Bedürfnis-Pyramide: Wünsche erkennen
Bedürfnis-Hierarchie (-Pyramide) nach Maslow
„Maslow gilt als der wichtigste Gründervater der humanistischen Psychologie, in der eine Psychologie seelischer Gesundheit angestrebt und die menschliche Selbstverwirklichung im Rahmen eines ganzheitlichen Konzepts untersucht wird, … . Durch seine vereinfachende Darstellung einer Bedürfnishierarchie erlangte er weitreichende Bekanntheit. Die klassischen 5 Ebenen sind:
- Physiologische Bedürfnisse (Grundbedürfnisse): Atmung, Wasser, Nahrung, Schlaf, Fortpflanzung und physiologische Homöostase
- Sicherheitsbedürfnisse: körperliche und seelische Sicherheit, materielle Grundsicherung, Arbeit, Wohnung, Familie, Gesundheit
- Soziale Bedürfnisse: Familie, Freundschaft, Gruppenzugehörigkeit bzw. Zugehörigkeitsgefühl, Kommunikation, sozialer Austausch, Gemeinschaft, gegenseitige Unterstützung, Beziehung, Zuneigung, Liebe und sexuelle Intimität
- Individualbedürfnisse: Vertrauen, Wertschätzung, Selbstbestätigung, Erfolg, Freiheit und Unabhängigkeit
- Selbstverwirklichung: Talente, Potenziale und Kreativität entfalten, sich in seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten weiterentwickeln und sein Leben gestalten und ihm einen Sinn geben“
(Quelle: Wikipedia)
Immer wenn eine Ebene befriedigt ist, taucht eine neue Reihe von Bedürfnissen auf – bis zur Selbstverwirklichung.
Die Bedürfnis-Pyramide umgelegt auf Yoga
Warum mache ich Yoga? Lege ich die maslowschen Bedürfnisebenen auf Yoga um, erkenne ich, welche Wünsche ich durch die Yoga-Praxis abdecken möchte.
- Grundbedürfnisse wie Atmung und Schlaf
- Sicherheitsbedürfnisse wie körperliche und seelische Gesundheit
- Soziale Bedürfnisse wie Gruppenzugehörigkeit
- Individualbedürfnisse wie Selbstbestätigung oder Freiheit
- Selbstverwirklichung wie Entfaltung und Sinngebung
Ist Yoga für mich vorwiegend die Asana-Praxis wichtig, um Rückenproblemen vorzubeugen? Liebe ich die Entspannung am Abend, um gut schlafen zu können? Konzentriere ich mich auf beruhigende Atemübungen, um meinen stressigen Alltag auszugleichen? Lese ich in spirituellen Schriften, um Antworten auf meine Lebensfragen zu erhalten? Zieht es mich in die Yogastunde, weil ich dort lieben Menschen begegne und mich austauschen kann?
Der Yoga-Weise Patanjali hat die alten indischen Schriften in einer 8stufigen Yogapraxis zusammengefasst und bietet uns damit einen möglichen Wege zur Befriedigung unserer Bedürfnisse an.
Ashtanga – Weg des Hatha Yogas nach Patanjali
- Yamas – Umgang mit der Umwelt (Gewaltfreiheit, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Achtsamkeit in Beziehungen, Unbestechlichkeit)
- Niyamas – Umgang mit mir selbst (Reinheit, Zufriedenheit, Disziplin, Selbststudium, Verehrung des Göttlichen)
- Asanas – Umgang mit dem Körper (Haltungen zwecks Kräftigung und Reinigung)
- Pranayama – Umgang mit der Atmung (zwecks Reinigung der Atem- und Energiekanäle)
- Pratyahara – Umgang mit den Sinnen (Rückzug aus der Außenwelt in die Innenwelt)
- Dharana – Umgang mit den Gedanken (willentliche Konzentration und Gedankenkontrolle)
- Dhyana – Meditation (ununterbrochenes, müheloses Hineinfallen in die Bewusstseinsstille)
- Samadhi – Erwachen (Glückseligkeit, Einswerden mit dem Höchsten)
Finde ich in dieser Liste mein aktuelles Bedürfnis? Für meine Yogapraxis könnte ich also eines der o.e. Themen herannehmen und mich näher damit beschäftigen: zum Beispiel eine Meditationstechnik für mehr Erdung, die ich in der Yogastunde kennengelernt habe, eine Woche lang regelmäßig zur gleichen Tageszeit anwenden. Nach dieser Woche frage ich mich: Hat sich etwas verändert? Kann ich meinen Alltag besser bewältigen? Konnte ich mein Bedürfnis etwas stillen?
Patanjalis Methode ist der Rückzug aus der Welt mit dem Ziel der Gedankenstille, was für Menschen, die eine Familie zu versorgen haben und einen beruflichen Alltag haben, nur schwer möglich ist. Wir werden immer wieder auf die Welt zurückgeworfen und können nicht wie ein Asket in der Höhle leben.
Klassisches Tantra – Philosophie hinter dem Anusara Yoga
Daher entstand ca. 600 n. Chr. in Nordindien ein neuer Weg für sogenannte „householder„: Kashmir Shaivismus oder Shaiva Tantra (das nichts mit dem auf Sexualität fokussierten Neo-Tantra zu tun hat!). Diese Philosophie ist die Verbindung zum Anusara Yoga, das ich in den letzten Jahren praktiziere und unterrichte.
Kurz zusammengefasst besagt diese Philosophie, dass uns das Leben Möglichkeiten für unsere Persönlichkeitsentwicklung bietet. Unterstützen können wir das durch gewisse Techniken der Meditation und Konzentration, Übungen für den Energiekörper sowie Singen von Mantren. Somit gehen wir unseren Lebensweg leichter und freudvoller. Mit unseren Sinnen genießen wir und feiern die Schönheit des Lebens. Jede Erfahrung ist wertvoll. Wir müssen nicht in den Rückzug gehen, um zu wachsen, sondern können uns als „Alltagsmenschen“ dem Erwachen annähern.
Lebensfreude und Schönheit
Manchmal spüre ich eine tiefe Sehnsucht, irgendetwas fehlt in meinem Leben. Sobald ich in Yoga, insbesondere in die Schriften eintauche, habe ich eine Ahnung, wohin es gehen könnte. Das Bewusstsein für meinen Wunsch führt mich aber auch zurück an die Quelle, zur Ursache für mein Bedürfnis. Über das Verstehen meiner ureigensten Sehnsüchte gelange ich zu neuen Erkenntnissen, die im Umgang mit mir selbst und den anderen helfen. Die Fülle ist immer da, nur nehme ich sie nicht immer wahr.
Wie könntest Du mehr Lebensfreude und Schönheit in deinen Alltag bringen? Das Leben schenkt uns so viel, doch manchmal sehen wir nur den Mangel, weil wir Vergleiche mit der Vergangenheit anstellen und Sorgen um die Zukunft haben. Dankbarkeit für das, was JETZT ist, wäre eine Methode. Eine weitere Möglichkeit ist, bewusst die Natur zu erwandern, wie bei unseren Satsang-Wanderungen in der Gruppe.
Wie die Bewußtseinsebenen in der Tantra-Philosophie aussehen und welche Praxisschritte uns helfen, wird der Inhalt des nächsten Inspirationsletters und auch der rote Faden durch die nächsten 10-Wochenkurse ab 3. September sein.
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